Dies ist die deutsche Übersetzung der Zusammenfassung des englischen Berichts.
Susanne Mahrwald
Im Juli 2010 wurde Pakistan von einer Flutkatstrophe von unvorhergesehenem Ausmaß getroffen. Vor diesem Hintergrund hat die Heinrich-Böll Stiftung einen Dialog mit pakistanischen und deutschen Vertretern aus Politik, Wissenschaft und dem NGO-Sektor über die politischen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Flut, sowie über die momentanen Bedürfnisse und Herausforderungen initiiert.
Die Folgen der Naturkatastrophe sind verheerend: ungefähr 1.500 Menschen starben, hunderttausende Familien haben ihre Häuser verloren und ein großer Teil der Infrastruktur des Landes wurde zerstört. Der Agrarsektor, Pakistans Haupteinahmequelle, wurde schwer beschädigt. Außerdem hat die gegenwärtige Krise einen multiplizierenden Effekt auf die bereits existierenden Krisen wie Überflutungen, Benzin-, Finanz-, Demokratie-, Klimakrise und Terrorismus.
Insbesondere der Nordwesten Pakistans, die Provinz Khyber Pakhtunkhwa, ist schwer betroffen. Nachdem die Flut die Provinz mit voller Wucht getroffen hatte, sieht sich die Provinzregierung nun sowohl mit einer Naturkatastrophe als auch mit den Auswirkungen des Krieges gegen den Terror konfrontiert.
Insgesamt wurde das Krisenmanagement der Regierung von Beobachtern als ineffizient und korrupt beurteilt. Zwar wurden schließlich doch noch Hilfsmittel von der Regierung zur Verfügung gestellt, jedoch waren es Militär und militante Gruppen, welche der Bevölkerung die erste Soforthilfe bereitstellten.
Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hat Pakistan 35 Millionen Euro Nothilfe zur Verfügung gestellt und des Weiteren einige laufende Entwicklungsprojekte angepasst, um auf die Bedürfnisse der von der Flut betroffenen Bevölkerung , insbesondere in der Provinz Khyber Pakhtunkhwa, einzugehen. Deutschland ist außerdem überzeugt davon, dass die pakistanische Regierung fähig und gewillt ist ihrer Bevölkerung zu helfen und sie zu unterstützen. Obwohl es bisher noch nicht klar ist, ob sie dafür ihre eigenen Mittel nutzen wird oder ob sie dabei auf finanzielle Unterstützung der internationalen Gemeinschaft angewiesen ist.
Die weit verbreitete Korruption und institutionelle Schwäche hat internationale Geber skeptisch werden lassen, inwieweit ihre Finanzmittel richtig eingesetzt werden. Da weniger als zehn Prozent der Bevölkerung Steuern zahlen, wurde auch gefragt, ob Pakistan nicht zunächst dieses Problem lösen sollte, bevor es weitere Finanzmittel erhält. Eine weitere Kontroverse war das Thema der Landreform, einschließlich der Neuverteilung des Landes an Bauernfamilien. Jedoch muss bedacht werden, dass die im Land tief verwurzelten Feudalstrukturen nicht über Nacht verändert werden können, vielmehr ist dies ein langwieriger Prozess, welcher eine vorsichtige Herangehensweise erfordert.
Bislang sehen sich internationale Organisationen in Pakistan mit einer Reihe von Herausforderungen konfrontiert, dazu gehören Sicherheits- und Korruptionsprobleme, ein Mangel an Koordination in Bezug auf die Katastrophenhilfe, mangelhafte Möglichkeiten finanzielle Mittel in Projekte umzusetzen, Diskriminierung von Minderheiten in Bezug auf ihren Zugang zu Hilfsmitteln oder das generelle Fehlen von grundlegen Daten (zu Bevölkerung und Meteorologie) für die angemessene Projektplanung.
Pakistan ist nach wie vor auf internationale Hilfe angewiesen. Für den kommenden Winter brauchen die Menschen warme Unterkünfte, Betten und Decken. Außerdem ist es notwendig, nach der ersten Katastrophenhilfe die weiteren Bedürfnisse der Menschen zu ermitteln, insbesondere in Bezug auf den Wiederaufbau und die Implementierung von nachhaltigen Entwicklungsprojekten. Dennoch ist es von äußerster Wichtigkeit, dass die Geber mit einer legitimen, gewählten Regierung zusammenarbeiten, die über starke Kontroll- und Beurteilungsmechanismen verfügt.